„Liebe“

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Beziehungen: Theorie der drei Arten zu lieben

Beziehungen: Theorie der drei Arten zu lieben

Die Theorie der drei Arten zu Lieben ein – eine Theorie, die man als ziemlich hilfreich ansehen kann, wenn man versucht, Beziehungen zu verstehen. Die Grundidee dieser Theorie ist simpel: Nicht jede Liebe fühlt sich gleich an. Jeder, der schon mal in einer Beziehung war oder seine romantischen oder sexuellen Fähigkeiten getestet hat, weiß, dass Liebe und Leidenschaft sich in unterschiedlichen Formen zeigen. Bei manchen Leuten ist sie intensiv und wild, bei anderen eher sanft und gefühlvoll. Bei manchen stürmt und drängt sie, mit all den Höhen und Tiefen, während sie bei anderen langsam und beständig über Jahre hinweg wächst.

Und das ist nicht nur eine weitere hübsche Theorie, die man beim nächsten Date zitieren kann. Wissenschaftler wie Helen Fisher haben sich die kognitiven und neurobiologischen Prozesse angesehen, die hinter Anziehung und Liebe stecken. Sie haben verschiedene Emotionen identifiziert, die in den unterschiedlichen Phasen romantischer Beziehungen auftauchen. Fisher hat sogar die neurobiologischen Komponenten jeder Art von Liebe kartiert und versucht, diese mit den sozialen Realitäten der echten Welt zu verbinden. Also, ja, das hat handfeste wissenschaftliche Grundlagen.

Fisher hat sich die drei Arten der Liebe ausgedacht: Lust, Leidenschaft und Bindung. Diese drei Arten von Liebe sind wie verschiedene Apps, die in verschiedenen Teilen des Gehirns laufen und unabhängig voneinander agieren. Man kann zum Beispiel total „verliebt“ in jemanden sein, aber keine echte Bindung zu ihm spüren – denkt an One-Night-Stands, bei denen es mehr um den schnellen Kick geht als um tiefes Gefühl. Bevor wir uns jedoch in die Details stürzen, sollten wir uns zuerst anschauen, was genau diese drei Arten von Liebe ausmacht.

Was dir der Artikel bringt!

• Check, in welchem Liebes-Level du gerade steckst: Du wirst verstehen, warum sich deine Beziehung gerade so anfühlt – und ob du gerade auf dem Hoch der Anfangsphase oder auf dem stabilen Langzeit-Kurs unterwegs bist.
• Die Liebe als Gehirn-Workout verstehen: Du bekommst den Durchblick, wie Lust, Leidenschaft und Bindung verschiedene Hirnregionen aktivieren. Diese Infos geben dir die Superkraft, deine eigenen Emotionen und die deines Partners besser zu durchschauen und die Beziehung strategisch zu steuern.
• Kapiere, wann und warum die Liebe kippt: Der Artikel macht klar, dass Lust und Leidenschaft ständig auf und ab gehen, während Bindung das Langzeitergebnis ist. Du verstehst, dass diese Veränderungen normal sind und dass du aktiv dafür sorgen musst, die Leidenschaft am Leben zu halten, wenn du willst, dass die Beziehung nicht nur ein temporärer Kick bleibt.

 01 Die Lust

Lust ist ein Gefühl, das jeder leicht nachvollziehen kann. Es kommt aus dem Reptiliengehirn und ist reine, instinktive Fortpflanzung. Lust ist eine Ja/Nein-Angelegenheit: Im Grunde genommen, möchtest du in diesem Moment Sex mit dieser Person haben? Es passiert augenblicklich und basiert auf ziemlich unkomplizierten körperlichen und verhaltensbezogenen Komponenten der Anziehung. Lust kann auch genauso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen ist. Sie ist vergänglich und verändert sich ständig innerhalb einer Person. Sie kennt keine Bindung oder Bevorzugung. Es ist wirklich so einfach wie: „Will ich ihn/sie jetzt ficken? Ja oder nein?“ Punkt!

 02 Die Leidenschaft

Leidenschaft ist das, was entsteht, wenn zwei Menschen sich emotional so richtig heftig verbinden. Das Zeug kommt aus dem Säugetiergehirn, nicht aus dem Reptiliengehirn wie Lust. Wenn man leidenschaftlich ineinander verliebt ist, ist man so richtig „verknallt“. Man starrt sich an, will jede freie Minute miteinander verbringen, bleibt bis 6 Uhr morgens wach und redet, als gäbe es kein Morgen. Denk an frisch verliebte. Denk an romantische Kurzurlaube. Denk an Romeo und Julia (Mama und Papa). Leidenschaft sprießt aus einem Mix aus emotionaler Chemie und dem ständigen Gefühl von „Neuheit“ oder Spontaneität in der Beziehung. Deshalb planen alte Ehepaare diese Kurzurlaube, um die Leidenschaft wieder neu zu entfachen.

Leidenschaft hat die erstaunliche Fähigkeit, das logische Denken komplett aus dem Fenster zu werfen. Sie sorgt dafür, dass man oft dumme Entscheidungen und Versprechungen trifft. Es ist der Typ, der sagt, er liebt seine neue Freundin und dann vier Monate später plötzlich anders denkt. Es ist das Mädchen, das ein Jahr davon träumt, mit ihrem Freund zusammenzuziehen, und dann, wenn es soweit ist, merkt, dass sie ihn doch nicht so sehr liebt, wie sie dachte. Durch die Leidenschaft lässt man sich so stark vom Moment mitreißen, dass man sich eine endlose, perfekte Zukunft für die Beziehung ausmalt – ohne zu realisieren, dass man gerade auf einer emotionalen Achterbahn unterwegs ist. Also eine hormonelle Vergiftung des Gehirns.

Leidenschaft kann nicht ohne Lust kultiviert werden, obwohl die Leidenschaft zwischen Paaren bestehen bleiben kann, selbst wenn die Lust nachlässt (denk hier auch an ein altes Ehepaar). Der Tod der Leidenschaft wird durch einen Mangel an gemeinsamen Erfahrungen und an Neuheit verursacht. Wenn ein Paar nach 6-12 Monaten den Punkt erreicht, an dem die „Neuheit“ der anderen Person schwindet, wird das zu einer echten Bewährungsprobe für ihre Kompatibilität. Wenn das Paar sein Leben so miteinander verbinden kann, dass es ständig neue Erfahrungen teilt, wird die Leidenschaft bestehen bleiben. Wenn nicht, wird sie irgendwann auf der Strecke bleiben. Und jetzt kommen wir zur dritten und letzten Art der Liebe.

 03 Das Engagement

Wenn die Leidenschaft zwischen zwei Menschen lange genug anhält und sie es schaffen, auf ewig neue Erfahrungen zusammen zu machen, entsteht eine Bindung. Diese Art von Bindung ist selten und verdammt stark. Engagement bedeutet, dass die Leidenschaft in der Liebe von Art Nr. 2 so lange anhält, dass sie bedingungslos wird. Paare, die in der Liebe von Art Nr. 2 stecken, fühlen sich oft großartig – bis das echte Leben zuschlägt. Er verliert seinen Job, sie hat eine Fehlgeburt, er beginnt zu trinken, und plötzlich sieht die Beziehung ganz anders aus. Engagement bedeutet, dass man die Schwächen des anderen genauso akzeptiert und liebt wie seine Stärken. Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass bei Paaren, die dieses Level an Engagement erreichen, das Selbstbild der Partner so stark verschmilzt, dass es fast eins wird.

Die Forscher haben sich die Gehirnaktivität bei langjährigen Paaren angeschaut und erstaunliche Dinge herausgefunden. Wenn man einem Mann, der seit 20 Jahren verheiratet ist, sagt, er soll sich vorstellen, seine Frau hätte einen Autounfall, und ihm dann sagt, er soll sich vorstellen, er selbst hätte einen Autounfall, leuchten die gleichen „Selbst“-Bereiche in seinem Gehirn auf. Das passiert nicht bei den meisten Leuten oder bei Paaren, die nicht lange genug in der dritten Phase der Bindung sind. Es ist fast so, als würden ihre Gehirne zusammenwachsen und sie könnten sich nicht mehr getrennt voneinander fühlen. Bindung entsteht, wenn man sich vorstellt, dass die Beziehung auf ewig hält.

Sie geht nur dann kaputt, wenn einer oder beide Partner sich so krass verändern, dass es für den anderen schädlich wird, sich mit ihm zu identifizieren: Denk an den Ehemann, der zum Alkoholiker wird, oder die Ehefrau, die ständig fremdgeht. Manchmal bleibt die Kraft der Bindung sogar bestehen, je nach den Personen. Lust und Leidenschaft können verschwinden, ohne dass die feste Bindung daran zerbricht. Jede Art von Liebe ist eine Voraussetzung für die nächste, aber sobald sie da ist, braucht man sie nicht mehr unbedingt. Lust ist für Leidenschaft nötig, aber Leidenschaft kann später auch ohne Lust bestehen. Leidenschaft muss für eine feste Bindung da sein, aber die feste Bindung kann später auch ohne Leidenschaft bestehen.

Für jede Art der Liebe gibt es Zeitpläne, aber die sind ziemlich willkürlich und variieren stark von Person zu Person und von Paar zu Paar. Trotzdem ist es hilfreich zu wissen: Lust ist sofort da, kommt und geht ständig, und wenn sie einmal weg ist, kann sie leicht wieder auftauchen. Leidenschaft braucht ein paar Tage bis Wochen, um sich zu entwickeln, und hält normalerweise 3-6 Monate an. Bei super kompatiblen Paaren bleibt sie länger, aber auch dann muss man sich anstrengen und ständig kommunizieren, um sie über ein paar Jahre hinaus zu erhalten. Eine feste Bindung bildet sich nach ein bis drei Jahren gemeinsamer Zeit und bleibt ein Leben lang bestehen, es sei denn, die Menschen entfremden sich als Individuen. Dann kann es Jahre dauern, bis die Beziehung endgültig vorbei ist.