„Steven Pinker“

„Steven Pinker“

Fettes Buch – Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit

Fettes Buch – Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit

Das Buch scheint sowas von falsch oder irreführend zu sein, was daran liegt, dass Steven Pinkers Argumentation in diesem Buch so ziemlich alles auf den Kopf stellt, was wir für wahr halten. Das ist extrem schwer zu schlucken ist (weshalb er auch ganze 1.200 Seiten braucht, um uns davon zu überzeugen). Was ist sein Argument? Ganz einfach: Wir leben heute in der friedlichsten, tolerantesten und gewaltlosesten Zeit der Menschheitsgeschichte. Das muss ich erst mal sacken lassen … besonders nach den ganzen Meldungen von Gewalttaten und Kriege, die wir so tagtäglich erhalten. Aber scheiß darauf, lass uns unvoreingenommen in diesen Artikel eintauchen und herausfinden, was der fette Schinken mit über tausend Seiten zu bieten hat.

Was dir der Artikel bringt!

• Erweiterte Perspektive: Du erhältst eine umfassende und überraschende Sicht auf den Rückgang der Gewalt und die Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte, die deine bisherigen Überzeugungen über Krieg und Frieden herausfordern und verändern könnten.
• Tiefgreifendes Verständnis: Die dichte Sammlung von Daten und historischen Analysen bietet dir ein fundiertes Verständnis für die komplexen Gründe hinter der Reduzierung von Gewalt und die Rolle von Empathie, Vernunft und gesellschaftlichen Institutionen.
• Reflektiertes Weltbild: Das Buch zwingt dich, grundlegende Annahmen über menschliches Verhalten und die Natur von Gewalt zu hinterfragen, was zu einem differenzierteren und kritischeren Weltbild führen kann.

 01 Gewaltfreie Menschheitsgeschichte

Tatsächlich, sagt Pinker, waren die letzten 70 Jahre im Vergleich zur übrigen Geschichte der Menschheit so friedlich und gewaltfrei, dass Historiker, Soziologen und Politikwissenschaftler keinen blassen Schimmer haben, wie sie das erklären sollen. Wenn du wie die meisten Menschen bist, sträubst du dich sofort gegen dieses Argument. Du denkst: Das kann unmöglich wahr sein. Deshalb beginnt Pinker das Buch mit einer geschickten Erinnerung daran, dass der Großteil der Menschheitsgeschichte von Massensklaverei und gewohnheitsmäßiger Folter geprägt war. Öffentliche Hinrichtungen, Grausamkeit gegenüber Tieren und Kindern, Menschenopfer und Ehrenmorde gehörten ebenfalls zur grausamen Normalität.

Diese Dinge waren die Norm, nicht die Ausnahme. Er macht klar, dass Folter im mittelalterlichen Europa eine Kunstform war und die Leute es tatsächlich genossen haben, bei öffentlichen Verstümmelungen zuzuschauen. Frauen und Kinder wurden oft als Sklaven verkauft. Kriege, bei denen Hunderttausende starben, wurden aus nichts anderem heraus begonnen, als weil irgendein Lord oder König sich in seinem Ego verletzt fühlte. Und, verdammt nochmal, anscheinend haben die Leute früher Katzen angezündet, um sich zu amüsieren.

 02 Verdammte 600 Seiten mit Daten

Und wenn einem erst einmal übel wird, bombardiert Pinker einen mit 600 Seiten Daten. Seite für Seite voller Diagramme, Grafiken, Studien und historischer Zitate. Die Beweise, die er vorlegt, sind massiv (noch einmal, es sind verdammte 1.200 Seiten). Es gibt ganze Abschnitte im Buch, in denen jeder einzelne Satz mit Fußnoten zu Studien gepflastert ist. Pinker wusste, dass die Leute ihn für einen Spinner halten würden, also hat er hier seine Hausaufgaben gemacht.

Aber lass dich von all den Daten nicht einschüchtern. In den letzten Kapiteln versucht er herauszufinden, warum die Gewalt zurückgegangen ist, und genau hier wird das Buch richtig spannend. Ich will nicht zu viel verraten, aber hier sind ein paar Hinweise: Empathie wird überbewertet, Vernunft und die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, werden total unterschätzt, Regierungen sind besser, als die Leute denken, und Religion ist, nun ja … ich will ja nicht in das Weihwasserbecken pissen, aber Religion ist für viel Gewalt verantwortlich.

 03 Warum es schwer zu lesen ist

Das Schwierigste an diesem Buch sind die massiven Datenmengen. Pinker zeigt nicht nur den Rückgang von Kriegen und Gewalt in der Gesellschaft, sondern widmet viele Seiten oder sogar ganze Kapitel dem Rückgang von Dingen wie Folter, Tierquälerei, häuslicher Gewalt, Hassverbrechen und sogar dem Schlagen von Kindern. Es gibt Hunderte von Diagrammen und Grafiken, und das alles kann ziemlich ermüdend werden. Also, nimm es in Maßen. Auch seine Beschreibung einiger der Gewalttaten, die im Laufe der Geschichte weit verbreitet waren, kann manchmal echt widerlich sein. Es ist ziemlich augenöffnend, wie grausam unsere Spezies sein kann (und normalerweise auch war).

 04 Warum du es trotzdem lesen solltest

Es lohnt sich aus mehreren Gründen. Erstens, wenn du von Pinkers zentralem Argument überzeugt bist, verändert das deine gesamte Sicht auf die Welt und die Geschichte. Ja, wir haben heute offensichtlich große Probleme, die gelöst werden müssen, aber im Vergleich dazu sind das viel, viel, viel bessere Probleme als die, mit denen die Menschen noch vor ein paar Generationen kämpfen mussten. Das ist tatsächlich eine bedeutende Verschiebung in der Weltanschauung der meisten Menschen, mit echten, greifbaren Auswirkungen.

Zweitens werden Pinkers Argumente, warum es Gewalt gibt und warum sie zurückgegangen ist, wahrscheinlich einige deiner grundlegenden Annahmen über das Leben infrage stellen. „Alles, was wir brauchen, ist Liebe“, sagt Pinker, ist in Wirklichkeit wahrscheinlich weitaus gefährlicher als hilfreich. Stattdessen plädiert er für ein klassisches Ethos der Aufklärungszeit: Vernunft, Toleranz, individuelle Freiheit und eine gesunde Portion Skeptizismus.

 05 Was du in der Zeit tun könntest, um das Buch zu lesen:

• Wirf eine Frau mit angebundenem Stein am Fuß in den Fluss, um zu checken, ob sie eine Hexe ist. Wenn sie schwimmt, hol sie raus und verbrenn sie lebendig als Entertainment.
• Handel ein bisschen mit Sklaven, peitsch sie aus und verkauf sie für gutes Geld auf einem Sklavenmarkt, um dein Taschengeld ein wenig aufzubessern.
• Begehe Völkermord oder andere Gräueltaten. Schiebe dann einfach die Schuld auf Menschen, die eine andere Hautfarbe haben als du.
• Gründe eine Religion, ruf dann eine Inquisition aus, verfolge und foltere so viele Menschen wie möglich, um die Notwendigkeit deiner Religion zu untermauern.