„Glück I“

„Glück I“

Das Glück: wie du endlich glücklicher sein kannst!

Das Glück: wie du endlich glücklicher sein kannst!

Okay, der Artikel sollte ein netter Platzhalter werden, um eine kleine Mini-Serie von Beiträgen fertigzustellen. Aber wie immer ist er ein Meisterwerk und ein heftiger Brocken geworden, der dir schwer im Magen liegen wird! Warum? Weil er dir knallhart den Spiegel vorhält, und du wirst dir denken: „Scheiß die Wand an.“ Wir tauchen ein in die psychologischen Abgründe des zweifelhaften Versuchs, glücklich sein zu wollen. Pack schon mal deine Taschentücher aus, falls du emotional zusammenklappst wie ein Klappstuhl.

Was dir der Artikel bringt!

• Warum echtes Glück viel komplizierter ist als der verdammte Mythos von Geld oder Ruhm und mehr von dir abhängt.
• Warum Selbstreflexion so wichtig es ist, und du dir selbst ehrlich begegnen musst, um herauszufinden, was Glück für DICH bedeutet.
• Warum Kontrolle dir Freiheit gibt und du nicht zulassen solltest, dass äußere Umstände bestimmen, wie du dich fühlst.
• Vergiss den schnellen Kick! Der Artikel macht klar, dass nachhaltiges Glück und kluge Entscheidungen über den Moment hinausgehen und dir ein besseres Leben ermöglichen.
• Du bekommst 5 praktische Hacks, die keine magischen Lösungen sind, sondern echte Tipps, wie du dein Glücklichersein steigerst – egal, was um dich herum passiert.

 01 Eine Geschichte von zwei Tragödien

Im Juni 1997 gewann Billie Harrell, ein Regalauffüller bei einem Baumarkt in der Nähe von Houston, Texas, im Lotto. Gewinn? 31 Millionen Dollar. Er war tief religiös und kämpfte sein ganzes Leben lang, um seine Frau Barbara Jean und die drei Kids durchzubringen. Die Lotterie sollte die Belohnung für all das Glaubenszeug und die endlosen Opfer sein – endlich hatten er und seine Familie das große Los gezogen. Im Juli klopfte er in der Zentrale der Texas Lottery Austin an, um seinen ersten Scheck über 1,24 Millionen Dollar abzuholen – den ersten von 25 fetten Schecks, die er in den nächsten 25 glorreichen Jahren erhalten sollte.

Billie gönnte sich eine bescheidene Ranch, ein paar süße Pferdchen und legte gutes Geld beiseite, damit seine geliebten Kinder aufs College konnten. Außerdem kaufte er Häuser für die ganze Verwandtschaft und spendete Geld an seine Kirche. Und dann, zwei Jahre später, im Mai 1999, hatte er genug von dem ganzen Mist. Er schloss sich heimlich in seinem Schlafzimmer ein, legte gemütlich eine Schrotflinte an seine Brust und drückte ab. Ein Vertrauter sagte im Nachhinein: „Im Lotto zu gewinnen, war das Schlimmste, was ihm je passiert ist.“ Tja, so kann's gehen. Manchmal bringt das große Geld einfach nur das große Unglück (Shit Happens).

Hier der nächste Shit. Christopher Reeve wurde 1952 in eine reiche Familie in New York hineingeboren. Mit einem Kinn, das förmlich nach Hollywood schrie, und einem Gesicht, das perfekt für Titelseiten war, verbrachte er seine jungen Erwachsenenjahre damit, zwischen Ivy-League-Unis zu pendeln und durch Europa zu reiten und Wein zu saufen – so wie man es eben macht, wenn man jung, gut aussehend und reich ist. 1978 ergatterte er dann die Rolle, die ihn unsterblich machte: Superman. Und mit dem Umhang kamen die Millionen und der Weltruhm. Das Geld? Klar, wurde ordentlich verpulvert. Schicke Häuser, teure Autos, glamouröse Partys. Und natürlich: Pferde (die Amis lieben anscheinend Pferde). Was sonst, wenn man’s hat?

Dann, 1995, kam der Schlag. Reeve fiel vom Pferd und brach sich zwei Wirbel. Das Ergebnis? Querschnittslähmung. Nie wieder selbst laufen, nie wieder selbst atmen. Aber hier kommt’s: Statt sich zu vergraben, wurde Reeve zum Sprachrohr für Behinderte und setzte sich bis zum Ende seines Lebens für die Rückenmarksforschung ein. Stammzellen? War er als erster Promi voll dabei. Er sagte später sogar, der Unfall habe ihm geholfen, „das Leben mehr zu schätzen“. Klingt absurd? Nicht für Reeve (schließlich war er Superman). Der Typ meinte es ernst. „Es gibt gesunde Menschen, die mehr gelähmt sind als ich“, sagte er mal. Und fügte hinzu: „Ich kann lachen. Ich kann lieben. Eigentlich bin ich ein ziemlich glücklicher Kerl.“ Verdrehte Welt, oder?

 02 Es gibt keine „Formel“ fürs Glücklichsein

Aus diesen Geschichten kommt man schnell zu dem Schluss: „Ja, okay, ich kapiere es. Geld macht nicht glücklich. Also, sag mir einfach, was mich glücklich macht!“ Aber auch das schießt komplett am Ziel vorbei. Lass uns eins klarstellen: Es gibt keine verdammte „Formel“ fürs Glücklichsein. Und mit „Formel“ meine ich, es gibt kein „Wenn du X, Y und/oder Z machst, wirst du glücklich.“ Das ist absolter Quatsch. Psychologen haben herausgefunden, dass wir miserabel darin sind, unser eigenes Glück zu bewerten oder zu wissen, was uns wirklich glücklich macht. Und riesige Studien weltweit zeigen dummerweise, dass es völlig egal ist, ob du arm oder reich bist, einen kleinen oder großen Penis hast, im Chaos einer Naturkatastrophe lebst oder nicht.

Menschen geben überall auf der Welt, unabhängig von Einkommen, Geschlecht oder Kultur, ungefähr das gleiche Maß an Glück an. Also, wenn Einkommen, Kultur und Katastrophen nicht die Lösung für unser Glück sind, was dann? Es gibt ein paar Grundprinzipien, die du lernen kannst, um im Alltag ein bisschen glücklicher zu sein. Darum geht's hier: Was du jetzt tun kannst, um deine Lebensqualität zu verbessern. Nenn es „Der Leitfaden, um dich weniger elend zu fühlen und ein bisschen glücklicher zu sein“, wenn du willst. Bevor wir aber weitergehen, müssen wir erst klären, was Glück wirklich ist – und noch wichtiger: was es nicht ist.

 03 Du weißt nicht – was dich glücklich macht

Don Draper aus Mad Men bringt es in einer der letzten Folgen knallhart auf den Punkt: Glück ist „der Moment, bevor du mehr davon brauchst.“ Klingt zynisch, oder? Aber die Genialität liegt genau da – wir checken selten, dass wir glücklich sind, während es passiert. Erst wenn es weg ist, spüren wir den Mangel. Dieses Konzept nennt die Psychologie „Verlustaversion.“ Der Clou? Der Schmerz, etwas zu verlieren, wiegt im Schnitt drei- bis viermal schwerer als die Freude, es zu besitzen. Laut dem Psychologen Daniel Kahneman überschätzen wir Menschen immer wieder den Wert oder die Freude an dem, was wir nicht haben, und unterschätzen den Schmerz, den es bringt, wenn wir etwas verlieren, das wir bereits besitzen. Und rate mal: Jeder ist so gestrickt.

Und es kommt noch besser. Nicht nur, dass der Verlust schmerzhafter ist als der Besitz erfreut, wir tappen auch in die umgekehrte Falle. Wir überschätzen, wie geil es ist, etwas zu haben, das wir eigentlich gar nicht brauchen, und unterschätzen den Schmerz, ohne es dazustehen. Beispiel gefällig? Du wirst den Schmerz, dein Lieblingsauto zu schrotten, viel schlimmer finden als die Freude, es zu kaufen. Gleichzeitig überschätzt du, wie sehr dich der Kauf eines neuen Autos freuen wird, und unterschätzt den Schmerz, wenn es mal wieder kaputtgeht. Kurz gesagt: Wir liegen in beiden Fällen daneben. Warum? Danke, Evolution. Verlustaversion ist tief in uns einprogrammiert. Bevor ich dir jetzt endgültig den Tag versaue (ist ja schließlich ein Ratgeber über Glück), lass mich dir sagen: Die Wahrheit über Verlustaversion trägt eine verdammt wichtige Lektion in sich – eine, die unser Leben und unser Glück grundlegend beeinflusst.

Tatsächlich sind wir nicht nur miserabel darin, vorherzusagen, was uns in der Zukunft glücklich oder unglücklich machen wird. Die Forschung des Harvard-Psychologen Dan Gilbert hat immer wieder gezeigt, dass wir auch ein schlechtes Gedächtnis dafür haben, was uns in der Vergangenheit glücklich oder unglücklich gemacht hat. Nehmen wir mal eine Studie, bei der die Anhänger zweier Kanzlerkandidaten – nennen wir sie Gerhard Schröder und Angela Merkel – gefragt wurden, wie sie sich fühlen würden, wenn ihr Kandidat gewinnt oder verliert. Ein Monat nach Merkels Sieg wurden die Leute erneut befragt, wie sie sich jetzt fühlen. Das Ergebnis? Die Merkel-Anhänger waren weniger begeistert als sie dachten, und die Schröder-Anhänger waren weniger verärgert, als sie erwartet hatten. Im Grunde sind wir also ziemlich miserabel darin, unsere eigenen Emotionen einzuschätzen. Surprise Surprise – wer hätte das gedacht?

Doch jetzt kommt der Clou: Fünf Monate später fragten Psychologen dieselben Leute, wie glücklich oder verärgert sie sich nach Merkels Sieg gefühlt hatten. Und rate mal? Überall übertrieben die Leute ihre damaligen Gefühle. Die Merkel-Anhänger erinnerten sich daran, viel glücklicher gewesen zu sein, als sie es tatsächlich waren. Und die Schröder-Anhänger? Die fühlten sich verärgerter, als sie wirklich waren. Es scheint, dass unsere Einschätzungen darüber, wie glücklich oder unglücklich wir sind, umso übertriebener werden, je weiter wir von der Gegenwart entfernt sind. Das bedeutet, dass der schreckliche Familienausflug, den wir als Kinder gehasst haben, wahrscheinlich gar nicht so schlimm war, wie wir ihn in Erinnerung haben. Und der Sieg für den Marathon, für den wir so hart trainiert haben? Wahrscheinlich wird der nicht annähernd so viel Spaß machen, wie wir erwarten.

Der Grund dafür? Unser Verstand ist ein ganz schön schwacher Detektiv. Er kann sich nicht an jedes kleine Detail einer Erfahrung erinnern und hat auch keine Ahnung, wie er jede Facette einer zukünftigen Erfahrung vorhersagen soll. Stattdessen schnappen wir uns die grobe Vision einer Erfahrung – egal, ob sie schon vorbei ist oder noch bevorsteht – und unser Verstand füllt die Lücken mit all dem, was er sich gerade so in seinen wildesten Phantasien zusammenreimen kann. Wenn wir uns an eine schmerzhafte Erinnerung klammern, nehmen wir einfach an, dass alles grausam und unangenehm war. Und in unseren Zukunftsphantasien? Da sehen wir nur die rosaroten, aufregenden Seiten und blenden alles andere aus. Ist doch klar, dass unser Verstand die Lücken dann einfach mit dem füllt, was er für großartig hält.

Psychologen haben diesen Effekt immer wieder festgestellt, wenn wir unser eigenes Glück beurteilen. Sie haben sich allerdings auch gefragt, ob das Glück an den Extremen menschlicher Erfahrungen variiert. Kurze Antwort: Tut es nicht. Im Durchschnitt waren Menschen, die im Lotto gewonnen hatten, ein Jahr später nicht glücklicher als jene, die gelähmt waren oder weder im Lotto gewonnen noch querschnittsgelähmt waren. Und das ist noch nicht alles: Die überwiegende Mehrheit der siamesischen Zwillinge, deren Köpfe seit der Geburt miteinander verbunden sind, lehnt eine Operation zur Trennung ab. Sie sind glücklich so, wie sie sind. Das zeigt mal wieder, dass wir oft denken, Glück hinge von äußeren Umständen ab – was ein ziemlicher Scherz ist. In Wirklichkeit scheint unser Glück mehr von unserer Einstellung und Wahrnehmung abzuhängen, als wir gerne zugeben würden. So weit, so unspektakulär.

 04 Was Glück ist – und was nicht

Glück ist, wie viele andere Emotionen, nichts, was du erlangst, sondern etwas, das in dir steckt. Wenn du vor Wut kochst und einen Schraubenschlüssel nach den Nachbarskindern wirfst, bist du dir deines Wutzustands nicht wirklich bewusst. Du fragst dich nicht: „Bin ich endlich wütend? Mache ich das richtig?“ Nein, du bist einfach auf Rache aus. Du trägst die Wut in dir, du lebst sie. Du bist die Wut. Und dann ist sie weg. So wie sich ein selbstbewusster Mensch nicht fragt, ob er selbstbewusst ist, fragt sich ein glücklicher Mensch nicht, ob er glücklich ist.

Er ist einfach glücklich. Das bedeutet, dass Glück kein Selbstzweck ist, sondern die Nebenwirkung einer Reihe von Lebenserfahrungen. Das wird oft verwechselt, vor allem, weil Glück heutzutage als das ultimative Ziel vermarktet wird. „Kauf X und sei glücklich.“ „Lern Y und sei glücklich.“ Aber Glück kann man nicht kaufen und es ist auch nichts, das du erreichen kannst. Es ist einfach so. Und es passiert meistens, wenn du die Bereiche deines Lebens in Ordnung bringst. Also lass uns zunächst verdammt nochmal klären, was Glück nicht ist.

 05 Glück ist kein Vergnügen

Die meisten Menschen streben mit ihrer Suche nach Glück eigentlich nach Vergnügen: gutem Essen, mehr Sex, stundenlangem Fernsehen, einem neuen Auto, Partys mit Freunden, Ganzkörpermassagen, 5 Kilo abnehmen, beliebter werden und so weiter. Doch obwohl Vergnügen großartig sein kann, ist es nicht dasselbe wie Glück. Vergnügen kann mit Glück zusammenhängen, verursacht es aber nicht. Frag mal jeden Drogensüchtigen, was aus seinem Streben nach Vergnügen geworden ist. Frag einen Ehebrecher, der seine Familie zerstört und seine Kinder verloren hat, ob ihn das Vergnügen letztlich glücklich gemacht hat.

Frag einen Typen, der sich fast zu Tode gefressen hat, wie glücklich er sich gefühlt hat, während er nach Vergnügen strebte. Vergnügen ist ein falscher Gott. Studien zeigen, dass Menschen, die ihre Energie auf materielle und oberflächliche Freuden konzentrieren, auf lange Sicht ängstlicher, emotional instabiler und weniger glücklich werden. Vergnügen ist die oberflächlichste Form der Lebenszufriedenheit – und damit die einfachste. Vergnügen wird uns verkauft. Wir fixieren uns darauf. Wir nutzen es, um uns zu betäuben und abzulenken. Aber Vergnügen ist zwar notwendig, aber nicht ausreichend. Da ist noch viel mehr.

 06 Du musst deine Erwartungen nicht senken

Eine beliebte Erzählung in letzter Zeit ist, dass die Menschen unglücklicher werden, weil wir alle narzisstisch sind und mit der Vorstellung aufwachsen, besondere, einzigartige Schneeflocken zu sein, die die Welt verändern werden. Instagram zeigt dir ständig, wie großartig das Leben aller anderen ist – nur nicht dein eigenes. Und plötzlich fühlst du dich beschissen und fragst dich, wo alles schiefgelaufen ist. Oh, und das alles passiert im Alter von 20 Jahren. Sorry, aber das ist Bullshit. Ich habe nicht nur einmal ein riskantes Geschäftsvorhaben gestartet.

Meinen Großteil der Ersparnisse investiert, und guess what? Ich bin mehrmals gescheitert. Aber heute bin ich über meine Erfahrungen glücklicher denn je. Sie haben mir gezeigt, was ich im Leben wirklich wollte und was nicht. Und schließlich hat es mich zu meiner jetzigen Arbeit geführt, die ich liebe (ob man es Arbeit nennen kann, sei mal dahingestellt). Ich kann jetzt stolz zurückblicken und sagen: „Ich habe es gewagt!“ und mir ein paar selbstgebastelte häßliche goldene Orden an die Brust stecken. Denn was wäre schlimmer als das ständige „Was wäre, wenn?“ – das hätte mich unglücklicher gemacht als jeder Misserfolg, den ich erlebt hat.

Das Versagen bei der Erfüllung deiner eigenen Erwartungen ist kein Widerspruch zum Glück. Ich behaupte, dass die Fähigkeit, zu scheitern und die Erfahrung trotzdem zu schätzen, ein grundlegender Baustein für Glück ist. Wenn du dachtest, du würdest gleich nach dem Schulabschluss 100.000 Euro im Jahr verdienen und einen Porsche fahren, waren deine Erfolgsmaßstäbe verzerrt und oberflächlich. Du hast Freude mit Glück verwechselt, und die schmerzhafte Backpfeife der Realität, die dir ins Gesicht haut, wird eine der besten Lektionen sein, die dir das Leben jemals beibringen wird. Also, mehr davon oder was?

Das Argument der „geringeren Erwartungen“ fällt derselben alten Denkweise zum Opfer: dass Glück von außen kommt. Wenn du also sagst, dass das Herabsetzen deiner Erwartungen die Schwelle dessen senkt, was dich glücklich macht, bist du immer noch auf der Suche nach äußerer Bestätigung, wie ein verzweifelter Teenager, der ein „Gefällt mir“ auf Instagram braucht.. Die Freude am Leben besteht nicht darin, 100.000 Euro zu verdienen. Es geht darum, darauf hinzuarbeiten, 100.000 zu verdienen, und dann für ein Gehalt von 200.000 zu arbeiten usw.

Ich sage also: Erhöhe deine Erwartungen. Verlängere deinen Prozess. Leg dich mit einer ellenlangen To-Do-Liste auf dein Sterbebett und lächle über die unendlichen Möglichkeiten, die dir gegeben wurden. Setz dir selbst lächerliche Maßstäbe und genieße dann das grandiose Scheitern. Lern daraus. Lebe es. Lass den Boden um dich herum beben und Steine zerbröckeln, denn so wächst etwas Großartiges – durch die Risse. Und wer weiß, vielleicht kommt auch mal ein Sonnenstrahl aus deinem Arsch. Was ich sagen will, das Leben besteht aus Möglichkeiten.

 07 Glück ist nicht dasselbe wie Positivität

Wahrscheinlich kennst du jemanden, der unabhängig von den Umständen oder der Situation immer die Sonne aus dem Arsch scheint. Überraschung: Das ist wahrscheinlich einer der am meisten gestörten Menschen, die du je getroffen hast. Das Leugnen negativer Emotionen führt nur dazu, dass die Scheiße tiefer und länger bleibt und du irgendwann emotional total gefickt bist. Hier ist die einfache Wahrheit: Scheiße passiert. Dinge laufen schief. Leute gehen uns auf den Sack. Fehler? Oh ja, die passieren. Negative Emotionen tauchen auf – und das ist total okay. Ohne sie wäre das Leben nur eine flache Wüste voller falscher Glücksmomente. Negative Emotionen sind notwendig, um eine echte Grundlage für Glück in deinem Leben zu schaffen.

Der Trick ist, 1) diese negativen Emotionen auf eine sozial akzeptable und gesunde Weise rauszulassen, und 2) sie so auszudrücken, dass sie mit deinen Werten übereinstimmen. Sonst wirst du nur zum emotionalen Zeitbomben-Drama. Ein ganz einfaches Beispiel: Einer meiner Werte ist Gewaltlosigkeit. Wenn ich also wütend auf jemanden bin, drücke ich meine Wut aus, aber ich achte auch darauf, der Person nicht ins Gesicht zu schlagen. Eine radikale Idee, ich weiß. Es gibt viele Leute, die der „Immer-positiv-sein“-Ideologie folgen. Diese Leute sollte man genauso meiden wie die, die denken, die Welt sei ein endloser Scheißhaufen. Wenn dein Maßstab für Glück darin besteht, dass du dich immer gut fühlst, egal was passiert, dann hast du viel zu viel „Erwachsen müsste man sein“ geschaut und brauchst dringend einen Realitätscheck.

Aber keine Sorge, ich verspreche dir, dafür musst du keine Backpfeifen frühstücken. Ich glaube, ein Teil der Anziehungskraft der zwanghaften Positivität liegt in der Art und Weise, wie wir vermarktet werden. Wir sind ständig bescheurt glücklichen, lächelnden Menschen ausgesetzt, als wäre das der verdammte Normalzustand. Vielleicht liegt es auch daran, dass einige in der Selbsthilfebranche wollen, dass wir ständig das Gefühl haben, mit uns stimmt etwas nicht. Oder vielleicht sind wir einfach faul und wollen das Ergebnis haben, ohne dafür tatsächlich etwas tun zu müssen. Und das bringt mich zu der Frage, was Glück tatsächlich ausmacht …

 08 Wie man glücklicher ist

Untersuchungen zeigen, dass etwa 50 % unseres Grundglücks genetisch festgelegt sind. Das erklärt, warum Depressionen, Süchte und negative Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus und mangelnde Verträglichkeit vererbt werden. Wenn dein Vater also ein miserabler Idiot war, hast du leider die Veranlagung, selbst ein miserabler Idiot zu werden. Aber hey, die gute Nachricht: Du hast immer noch Kontrolle über die anderen 50 %. Und seien wir ehrlich, fast keiner von uns schöpft diese 50 % richtig aus. Für viele ist es nicht mal annähernd so. Stell dir das Leben wie Autofahren vor: Es gibt viele Ziele, die du ansteuern kannst. Manche davon sind angenehm, manche die reinste Katastrophe. Die meisten von uns glauben, dass ihr Glück davon abhängt, wo sie landen. So sehr, dass sie ihr ganzes Leben darauf verwenden, so schnell wie möglich zum vermeintlich besten Ziel zu rasen – am besten noch schneller als alle anderen.

Aber die Forschung zeigt, dass es nicht wirklich darum geht, wohin wir fahren, was uns langfristig glücklich macht (danke, psychologisches Immunsystem). Tatsächlich ist es eher so: Was unser Grundglücksgefühl wirklich ankurbelt, ist, wie viel Kontrolle wir über das Fahren glauben zu haben. Menschen, die das Gefühl haben, dass sie wenig bis gar keine Kontrolle über ihr Leben oder ihre Ziele haben, sind grundsätzlich weniger glücklich – egal, welche beeindruckenden Ziele sie erreichen oder welche coolen Erfahrungen sie unterwegs machen. Umgekehrt: Wer glaubt, das Steuer fest in der Hand zu haben, fühlt sich grundlegend glücklicher, völlig egal, wie scheiße oder brillant die Ziele auch sein mögen, die sie ansteuern. Du kannst also reich und berühmt sein, alles haben, wovon du jemals geträumt hast.

Aber wenn du denkst, dass du keine Kontrolle darüber hast, dass du es nicht verdient hast, wirst du trotzdem unglücklich sein. Schon mal gefragt, warum so viele Promis und Millionäre in Süchte abrutschen oder sogar Selbstmord begehen? Genau deswegen (aber leider haben sie meinen Blog Beitrag nicht gelesen). Du kannst zur Mittelschicht gehören, wenig Besitz haben und einen miesen Job, aber wenn du das Gefühl hast, dein Leben und dein Schicksal im Griff zu haben, wirst du glücklich sein. Sicherlich hast du solche Menschen schon mal getroffen (wenn nicht, mach mal einen Ausflug in ein Dritte-Welt-Land; du wirst staunen, wie glücklich viele Menschen dort sind). Der Trick besteht also darin, zu lernen, wie man mehr Kontrolle über das eigene Leben bekommt – oder zumindest das Gefühl, mehr Kontrolle darüber zu haben, wohin man steuert und wie man dort hinkommt. Wie machen wir das? Es gibt mehrere Wege:

So Leute, der Beitrag wird mir zu lang. Ich pack den Scheiß jetzt in einen kleinen hübschen lila Kasten, den du bestaunen kannst. Wenn du dir die einzelnen Punkte genauer anschauen willst, damit es dir nicht ganz so miserabel geht und dir ab und zu ein Sonnenstrahl entfleucht, klick auf Teil II (ich hoffe das dieser fertig ist, wenn du draufklickst). Also vielleicht bis gleich.